Der Film

Wien, im Jahr 1902. Die 19-jährige Schauspielschülerin Carolina Obertimpfler gilt als ‘meist umworbenste Frau‘ einer Avantgarde von Künstlern und Literaten. Im Kreis des Schriftstellers Peter Altenberg begegnet Lina dem bereits bekannten Architekten Adolf Loos und nimmt seinen spontanen Heiratsantrag sofort an. Die maßlose Verehrung, die ihr unter Loos‘ Bekannten zuteil wird kann Lina zunächst nicht einordnen. Nach einer Phase großer Nähe entwickelt sich die Ehe für sie zu einer bedrückenden Erfahrung, denn hinter ihrem kindlichen Gesicht verbirgt sich eine starke Persönlichkeit. Loos hingegen, auch als visionärer Kulturpublizist, hat moderne aber strikte Vorstellungen in fast allen Lebensbereichen.

Im gemeinsamen Freundeskreis begegnet Lina dem freiheitsliebenden und sie fortan umwerbenden Heinz Lang, Sohn der bekannten Frauenrechtlerin Marie Lang.
 Beruhend auf den Lebensspuren der historischen Lina Loos (Recherchen v. a. in Briefwechseln, aufbewahrt in der Wienbibliothek im Rathaus) begibt sich die Protagonistin für mehrere Monate in ein abgelegenes Haus in den Bergen. Als Lina sich nach langen inneren Kämpfen für keinen der zwei Männer entscheidet, ereignet sich eine Tragödie.

Lina.Feldweg.1

Lina, Loos, Lang, Filmstill aus dem Teaser


Die Geschichte
In einem Sanatoriumszimmer blickt die lungenkranke Lina auf ihre Ehe mit Adolf Loos zurück, um schreibend das Erlebte und Erlittene zu verarbeiten. Die 19-jährige Schauspielschülerin Lina lernt im Frühjahr 1902 in einem Wiener Kaffeehaus Adolf Loos kennen und akzeptiert noch am selben Abend seinen provokanten Heiratsantrag. Der Architekt, selbstbewusst, welterfahren und 12 Jahre älter als sie, erscheint Lina geradlinig und seiner Zeit voraus. Endlich entkommt sie ihrem von Streit geprägten Elternhaus, endlich wird sie unabhängig! Die erste Zeit lebt das prominente Paar in einer einfachen Pension, verliebt und glücklich. Doch Loos folgt einer inneren Mission. Linas Eltern finanzieren die mondän ausgestattete spätere Wohnung, deren Einrichtung zwar bis ins ferne Ausland Bekanntheit erlangt, in der aber auch die Gläubiger ein- und ausgehen. Loos kümmert sich im Gegensatz zu Lina wenigum einen harmonischen Alltag. Kreativ in jeglicher Hinsicht will Loos auch seine Frau quasi zu einer modernen Frau formen. Voll Sendungsbewusstsein legt er Lina zwanghafte Verhaltensregeln nahe. Die Entfremdung beginnt. Loos, der in seinen Anschauungen konsequent sein möchte unterstützt es, daß Lina sich von Freunden photographieren und als Aktmodell malen lässt. Beinahe unausweichlich flüchtet sich die im Grunde ihres Wesens lebensfrohe Lina in eine Affäre mit dem sie umwerbenden Heinz Lang. Das gesamte Umfeld, von Peter Altenberg bis zu der Frauenrechtlerin Frau von Waldegg, weiß über die Beziehung Bescheid, Loos entdeckt sie zuletzt und ist erschüttert.

Im Streit oder im eisigen Schweigen zeigt sich, wie sehr Loos und Lina einander verletzt haben. Während Loos zu einem Auftraggeber in die Schweiz fährt, soll Lina in einer entlegenen Waldhütte zur Besinnung kommen und einen Entschluss fassen: Bei Loos bleiben oder Heinz Lang nach England folgen.Nachdem Lina sich an das einfache Leben in den Bergen gewöhnt hat, gewinnt sie an Kraft und erholt sich körperlich wie seelisch. Doch die Forderungen der zwei rivalisierenden Männer verfolgen sie in Tag- und Nachtträumen. Lang hat aus England weinerliche, drängende Briefe geschrieben, setzt Lina auf andere Art unter großen Druck. Loos schickt Frau von Waldegg vorbei, der auch Lina vertraut, um sie „zur Räson“ zu bringen. Aber die vielen einsamen Wochen in den Bergen haben Lina stark gemacht, sie will autonom entscheiden und sich vor allem auch beruflich/finanziell unabhängig machen.

Nach drei Monaten reist Loos an, um Lina abzuholen. Doch diese ist verändert. Sie eröffnet ihm, dass sie in Zukunft allein leben und sich selbst erhalten will. Als er hört, dass sie auch Heinz Lang verlässt, versucht Loos noch einmal, Lina für sich zu gewinnen und wirkt mit einem Male so zerstört und allein, dass Linas innerer Halt fast zusammenbricht. Dann aber, genauso unerwartet, gibt sich Loos mit der Trennung zufrieden. Ist es die Einsicht, dass ihm Lina entglitten ist? Dass Lina eine ihm irreal erscheinende, fast mystische Auffassung von der Liebe entwickelt? Einer Liebe, die die gesamte Menschheit und Natur einschließt. Jahre später, im Sanatorium liest Lina einen Zeitungsartikel von damals. Es ist die Meldung von Langs Tod. Er hatte sich in England erschossen, heißt es da, nachdem ihm eine unbekannte Frau den Laufpass gegeben hatte. Jetzt, in ihrer inneren Welt, sieht Lina die zwei Männer noch einmal von sich gehen, ihre Wege führen sie fort, während vor ihr selbst eine helle doch ungewisse Weite liegt.

Thaya.Wasser